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AutorenbildBjörn Klaus

Der Kontrabass

in Objekt dass mir nicht nur sehr nahe ist, sondern auch am maßgeblichsten mein Leben bestimmt - ist: der Kontrabass. Vor 140 Jahren von einem böhmischen Geigenbauer gebaut, ist er eine klassische Schönheit in Dunkelrotbraun, in Gambenform. Das ist ein Unterschied zur Violinform, - keine spitzen Ecken, runde Schultern, weibliches Becken. Der Kontrabass ist das größte Instrument der Geigenfamilie. Und ein Erlebnispark für die Sinne. Er riecht nach den entsprechenden Polituren. Das Griffbrett ist glatt wie ein geschliffenes Altbautreppengeländer, die Saiten fühlen sich an wie die Miniaturtaue eines Bootes und wenn man über die Oberfläche des Instrumentes streicht, fühlt man die Reperaturen - und Geschichten - die es zweifelsohne erlebt und zu erzählen hat. Eine besondere Erfahrung ist das Streichen des Roßhaarbogens über die Saiten, wenn der Kontrabass vibriert und durch eine Mischung aus Emotion, Erleben und Hören ein vergessener, ächzender, tiefverwurzelter Baum in der Seele erweckt wird, oder das knarzende Piratenschiff wankt, oder der Uterus schwankt - es gibt unzählige Beschreibungen für die Wohltat und unglaubliche Ursprünglichkeit der tiefen Frequenzen. Über die Bassgeige definiere ich meine Identität und manchmal mein Einkommen. Aber das wirklich Außergewöhnliche ist die eigentlich völlig unbegreifliche transzendale Zusammenarbeit von Stahl, Holz, der Musik und dem Menschen. Ein unendlich scheinender Hals und der Spieler korrigiert jeden Ton durch sein Gehör. Ein vor 300 Jahren entstandenes, hochentwickeltes Gerät, das höchste Aufmerksamkeit und Hingabe verlangt, wie das nun einmal bei Ehefrauen so ist. Ganz besonders und etwas für Genießer ist der Blick ins Innere des Basses. In der Mitte steht ein sogenannter Stimmstock, der durch den Druck der Brücke, über den die Saiten laufen und dank der Vibrationen ebensolcher das Instrument zum Klingen bringen. Wenn man sich die Fotos eines unbekannten experimentierfreudigen Fotografen ansieht, bekommt man den Eindruck, man stehe in einem leeren, wunderschönen Loft wo das Sonnenlicht durch die F-Klanglöcher (ähnlich geformt wie das kleine "f" in der Schreibschrift) fällt - man könnte dort sehr schön wohnen.

Wenn man es könnte, täte ich`s.


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